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Machen Honigbienen den Wildbienen Konkurrenz?

So – der Garten ist nun herrlich bienenfreundlich umgestaltet: Wiesensalbei, Lavendel und Phacelie blühen um die Wette… und die ersten Wildbienen sind schon da, um Nektar zu ernten. Jetzt wäre es doch schön, auch ein paar Bienenvölker zu bewirtschaften, um eigenen Honig zu ernten, oder? Aber Moment: Machen die Honigbienen den wilden Schwestern eigentlich Konkurrenz? Sollte man das also lieber vermeiden, wenn einem am Schutz der immer seltener werdenden Wildbienen liegt?

Eine durchaus spannende Frage, auf die es keine pauschale Antwort gibt.

Honig- und Wildbienen haben verschiedene Stärken

Klar: Zahlenmäßig sind die Honigbienen ihren wilden Schwestern erstmal überlegen. So gibt es durch den Anstieg der Hobbyimkerei in Deutschland schon fast 1 Million Bienenvölker. Und die sammeln fleißig: Im Schnitt tragen die Arbeiterinnen eines Volkes pro Jahr rund 150 Kilo Kilo Nektar und bis zu 30 Kilo Pollen ein. Sie fliegen im Radius von bis zu 5 Kilometern zahlreiche Blüten an und sind deshalb wichtige Bestäuber für sehr viele Wild- und Nutzpflanzen – vorausgesetzt, die Bedingungen stimmen.

Anders ihre wilden Schwestern, die Wildbienen. Fast 600 verschiedene Arten von ihnen sind in Deutschland bekannt, dazu zählen auch rund 40 verschiedene Hummelarten. Ihr Flugradius ist klein und liegt nur rund 100 Meter um ihre Nester. Sie sind gewohnt, für sich selbst sorgen zu müssen, schließlich füttert sie niemand, wenn das Nahrungsangebot enger wird. Deshalb haben sie Superkräfte entwickelt: Wildbienen sind weniger zimperlich in puncto Temperatur, fliegen schon bei kühlerem Wetter und weniger Licht und suchen auch schwer erreichbare Blüten auf. Dabei arbeiten sie sehr effektiv: Auswertungen haben gezeigt, dass für die Bestäubung eines Hektars mit Apfelbäumen mehrere zehntausend Honigbienen notwendig sind. Die gleiche Arbeit leisten jedoch auch ein paar hundert Weibchen der Gehörnten Mauerbiene.

Nehmen sie sich was weg – und wenn ja, was?

Die Antwort auf die Frage nach der Konkurrenz ist nicht für jede Lage und Region gleich zu beantworten. Grundsätzlich lässt sich aufgrund von Studien sagen: Überall dort, wo es kein vielfältiges Angebot an Trachten gibt, wo Monokulturen vorherrschen oder wo Nahrungspflanzen generell Mangelware sind, gibt es Konkurrenz. Dort werden Wildbienenarten von Honigbienen durchaus verdrängt und können lokal aussterben. In Regionen, wo das Nahrungsangebot reichlich und über die Monate hinweg wechselnd ist, kommt es nicht zu einer Verdrängung. Hier beobachten die Forscher eher zunehmende Effekte der Spezialisierung. Die blütensteten Honigbienen fliegen ja eine Pflanzenart meist so lange an wie sie Nektar und Pollen spendet. Das hat den Vorteil, dass in dieser Zeit die flexibleren Wildbienen die anderen Nahrungsangebote nutzen und bestäuben können.

Das Fazit

Aus Sicht der Menschen gibt es verschiedene Aspekte der Bestäubung: Die Ernte maximieren durch mehr Ertrag, Honiggewinnung und natürlich der Erhalt der Artenvielfalt und des Naturschutzes. Aus der Sicht der Natur und der Pflanzen geht es immer nur darum, bestäubt zu werden, um sich vermehren zu können. Also ist es sinnvoll, wenn sich Honig- und Wildbienen möglichst ergänzen und das Nahrungsangebot vielfältig halten. In Naturschutzgebieten mit seltenen Wildbienenarten ist es jedoch sinnvoll, auf die Honiggewinnung mit Bienenvölkern zu verzichten. Hier sollten die Überlebenschancen der wilden Tiere das wichtigste Ziel sein.

Mehr zum Thema:

https://www.deutschewildtierstiftung.de/wildtiere/wildbienen

www.wildbienen.de

Mehr zu Thema auch im Beitrag “Bienen-Vielfalt statt Konkurrenz-Denken >>

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